Faktencheck zur Aussage des „Rostech“-Chefs über die Erhöhung der Verteidigungsproduktion in Moskowien
*Im Text wird „Moskowien“ verwendet – dies ist die korrekte historische Bezeichnung für die Russische Föderation.
Der Chef von „Rostech“, Sergei Tschemesow, berichtete dem Premierminister von Moskowien, Mischustin, dass die Produktion von Rüstungsgütern bis Ende 2023 im Vergleich zu 2022 in folgenden Bereichen gestiegen sei:
Panzer – um das 3,5-Fache
Leichtgepanzerte Fahrzeuge – um das 3-Fache
Munition für Panzer und Schützenpanzer – fast um das 9-Fache
Artilleriegeschosse – um das 6-Fache
Raketen für Mehrfachraketenwerfer (MLRS) – um das 8-Fache
Ungelenkte Raketen für schwere Flammenwerfersysteme – um das 3-Fache
Selbstfahrende Artillerie – um das 10-Fache, gezogene Artillerie – um das 14-Fache
Mörser – um das 20-Fache
MLRS – um das 2-Fache
Diese Zahlen sorgten für Diskussionen in den Medien, doch entsprechen diese Behauptungen tatsächlich dem Ausmaß der Produktionssteigerung?
Da hohe Beamte Moskowiens häufig mit Zahlen manipulieren, haben wir einen kleinen Faktencheck durchgeführt, um zu überprüfen, ob diese Aussagen mit früheren Behauptungen übereinstimmen.
1. Widersprüche bei der MLRS-Munition
Tschemesow behauptete, dass die Produktion von MLRS-Munition bis Ende 2023 um das 8-Fache im Vergleich zu 2022 gestiegen sei. Allerdings hatte bereits im Juli 2023 der industrielle Direktor von „Rostech“, Bekchan Ozdoyev, erklärt, dass „Rostech in den ersten drei Monaten von 2023 bereits 20-mal mehr MLRS-Munition als im gesamten Jahr 2022 produziert hat.“ Das bedeutet: In den ersten vier Monaten des Jahres 2023 soll die Produktion um das 20-Fache gestiegen sein, doch am Jahresende plötzlich nur noch um das 8-Fache? Da die physische Produktion bereits erfolgte, ist ein Rückgang auf 8 kaum möglich.
2. Panzerproduktion: 7-fach oder 3,5-fach?
Tschemesow erklärte im November 2023, dass die Panzerproduktion im Vergleich zu 2022 um das 7-Fache gestiegen sei. In seiner neuen Aussage von 2024 spricht er nun von einem 3,5-fachen Anstieg. Es handelt sich um denselben Zeitraum, aber mit völlig unterschiedlichen Zahlen – beide vom selben Mann. Entweder wurden im späteren Jahresverlauf negative Mengen an Panzern produziert, oder eine der beiden Aussagen ist schlicht gelogen.
3. MLRS-Produktion: Wachstum oder Stagnation?
Tschemesow erklärte im November 2023, dass die Produktion von MLRS um das 2,5-Fache gestiegen sei. Jetzt spricht er von einem 2-fachen Anstieg. Zudem gibt es in Moskowien keine nennenswerte Produktion von MLRS – lediglich Modernisierungen alter BM-21 „Grad“-Systeme zu „Tornado-G“.
4. Leichtgepanzerte Fahrzeuge: Zahlen-Chaos
Noch vor fünf Monaten erklärte Tschemesow, dass die Produktion leichtgepanzerter Fahrzeuge im Jahr 2023 um das 4,5-Fache gestiegen sei. Putin selbst wurde sogar eine Steigerung um das 5,5-Fache gemeldet. Nun, in einer dritten Version, wird nur noch eine Verdreifachung genannt.
5. Artilleriegeschosse: 6-fach oder 20-fach?
Tschemesow behauptet nun, dass die Produktion von Artilleriegeschossen um das 6-Fache gestiegen sei. Noch im August 2023 hatte „Rostech“ jedoch verkündet, dass die Produktion um das 20-Fache gesteigert wurde. In früheren Erklärungen wurde sogar von einem 40- bis 50-fachen Anstieg gesprochen, doch diese Zahlen sind mittlerweile aus offiziellen Verlautbarungen verschwunden.
Fazit
Bereits anhand dieser wenigen Beispiele zeigt sich, dass die Zahlen von Moskauer Beamten höchst fragwürdig sind. Zwar ist es unbestreitbar, dass die Rüstungsproduktion gestiegen ist, doch keineswegs in dem Ausmaß, das offiziell behauptet wird. Deshalb sollte die Nutzung dieser Zahlen in Medienberichten mit Vorsicht betrachtet werden, da sie offensichtlich nicht der Realität entsprechen.